Im Stadtgarten

Stadtgarten
Bildquelle: Uwe Wattenberg / pixelio.de

Er war ganz harmlos, saß auf dem Rasen, er konnte nichts dafür, dass plötzlich so viele Menschen da waren. Es hat ihm einfach Spaß gemacht, ein bisschen am Baum rumzuknabbern. Zahnpflege muss eben sein, hat seine Mama immer wieder betont. Und was eignet sich besser als ein leckerer Baum, der auch noch wunderbar süßlich-aromatisch schmeckt.

Und nun steht er da, der Mann mit Uniform, mit seinem Block und seinem Stift, der den Baum anschaut und schreibt. Andere Menschen eilen vorbei, schauen verstohlen auf seinen Zahnpflegebaum. Was hätte er denn sonst machen sollen? Seine Mama ist nicht mehr dagewesen, hat ihn allein gelassen. Nun muss er alleine essen, spricht beim Essen mit sich selbst, damit er sich nicht so einsam fühlt.

Und das Zahnpflegeholz hat er nicht gefunden – ohne seine Mama. Zahnpflege ist wichtig. Das hat sie immer gesagt. Da muss er drauf achten.

Sie ist nicht mehr da. Plötzlich. Es hatte einen Knall gegeben. Die Vögel sind verstummt, so laut war das gewesen. Und dann kam sie nicht mehr wieder. Weg ist sie. Und er ist alleine. Er muss sich jetzt genau daran erinnern, was sie ihm beigebracht hat.

Denn auch, dass sie plötzlich nicht mehr da sein kann – und er sich an alles, was sie ihm beibringt, gut merken muss – das hat sie ihm auch gesagt. Zahnpflege ist wichtig, hat sie gesagt.

Er macht sich unsichtbar, schaut verschreckt auf die vielen Menschen. Er weiß, dass sie gefährlich für ihn sind. Das hat er auch von Mama gelernt. Besonders die mit Uniform.

Hoffentlich findet er bald andere seiner Art, damit er als Kaninchenjunges nicht mehr so allein ist.

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